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Windräder über dem Rheingau – wie sieht’s wirklich aus?

Windkraftgegner konfrontieren uns mit »realitätsgetreuen« Darstellungen, die nichts Gutes ahnen lassen – und umschreiben das mitunter prosaisch – zum Beispiel so:

»Die Realität wären 200 Meter hohe Windräder auf dem Kamm des Rheingaugebirges, die die Strahlen der untergehenden Sonne schreddern und deren blinkende Rotlicht-Beleuchtung dem Rheingau bei Dunkelheit den Charakter einer kilometerlangen Start- und Landebahn verleihen.«*

Was ist dran an diesen Befürchtungen? Hier die Analyse.

Ungeheure Dimensionen und Perspektiven?

Schauen wir uns die aktuellen Aufnahmen der LEA (LandesEnergieAgentur) an. Die mit der Augmented-Reality-App »Passage/Aratall« erstellten Visualisierungen weichen deutlich von den Darstellungen auf rheingau3d.de ab. Dabei hinterlegte die LEA sogar etwas größere Anlagen – die Vestas V-172 mit Nabenhöhe 175 m und 7,2 MW Nennleistung.

Auf YouTube zeigt die LEA die Aufnahmen als Video-Schwenks von verschiedenen Positionen aus. Hier geht’s zur »Playlist«:

Es werden nur Standorte in Ortsrandbereichen, am Bahnhof und außerhalb der Gemeinde dargestellt. Das hat seinen Grund: Die Windräder werden nämlich in den – auch von Touristen geschätzten – Innenstadtbereichen rund um Burg, Kirche, Rheinpromenade und Altstadt nicht zu sehen sein.

Auch bei Kloster Eberbach wird kein Windrad die Beschaulichkeit und Fotomotive stören, das ist geometrisch schlicht unmöglich. Ein Mitglied der EZR hat das mit einer anderen Methode nachvollzogen – Kamera-Aufnahme mit 50 mm Brennweite (entspricht dem menschlichen Auge) sowie anschließender Überarbeitung mit der Software »WindPro« und integriertem digitalen Höhenmodell. Hier das Ergebnis:

Die höchsten Punkte der Windenergieanlagen befinden sich allesamt unterhalb des umgebenden Geländes. Hier die möglichen Anlagen 4, 5 und 6 – die anderen Anlagen liegen ähnlich.
Erklärung: Rote Linie = Position, Kreis = Rotordurchmesser, Rechteck = Turm.

Rotlicht-Milieu nachts über den Bergen?

Leider gibt es keine Nacht-Visualisierung. Aber auch die fiele sicher anders aus als die Schreckensvisionen auf rheingau3d.de. Die Darstellung eines Windrads mit »Vollbeleuchtung« inklusive der Rotorblattspitzen ist außerdem sachlich falsch. Eine solche Beleuchtung ist spätestens seit 2020 verboten. Die Seitenbetreiberin hinterlegt als »Beweis« unter Daten & Fakten eine Vorschrift von 2015, die nicht mehr gültig ist (siehe auch unsere FAQ). Wir wiesen die Pro Kulturlandschaft Rheingau bereits darauf hin. Allerdings gab es keine Reaktion darauf, auch Plakat- und Beitragsmotive wurden nicht geändert. Bilde Dir dazu eine eigene Meinung.

Jedenfalls produzieren Windräder nicht jeweils 5 Lichtpunkte, sondern nur 2 – einen in Turmmitte und einen in Gondelhöhe. Obendrein dürften sie von der Intensität her deutlich geringer sein als auf den Plakaten. Und – last, but not least – werden sie per »Bedarfsgesteuerter Nachtkennzeichnung« geschaltet. Bedeutet, sie sind in der Regel dunkel und leuchten erst dann, wenn sich ein Flugzeug nähert. Wie das funktioniert, erfährst Du in diesem Erklärvideo der Firma Light:guard:

Geschredderte Abendsonne?

Wer im Erdkundeunterricht aufgepasst hat, weiß, dass die Sonne auch im Rheingau im Westen untergeht. Daher hier noch einmal die Lage der Vorrangflächen inklusive Zuordnung der Himmelsrichtungen. 🙂

Wann immer das Sonnenlicht geschreddert würde, bekämen wir im Rheingau davon abends rein gar nichts mit. Tagsüber übrigens auch nicht. Allerdings können Randbereiche von Schlangenbad zeitweise davon betroffen sein – aber das wird im Zuge des Genehmigungsverfahrens geklärt. Eine erste Auswertung zu den sogenannten Schattenwurf-Grenzen findest Du in der Machbarkeitsstudie von iTerra.

* Quelle: Artikel des Eltviller Stadtbildvereins

Mehr Fakten und weitere Details findest Du in der iTerra- Studie »Nutzung von Windenergie in Eltville und Kiedrich«